Radiokolleg Spezial Die neuen Facetten des Widerstands (4)

Do, 17.07.  |  9:05-10:00  |  Ö1
Die Kunst des Widerstands

Im Februar veröffentlichten rund 1.000 Musiker, darunter Stars wie Elton John, Kate Bush und Ed Sheeran, ein Protestalbum gegen die KI-Pläne der britischen Regierung. Darauf zu hören: Nichts als Stille. Das Album ist Ausdruck einer neuen Protestkultur.1. Die neue ProtestkulturProteste sind immer auch Deutungskämpfe, in denen es um Wahrheit(en), Recht und Gerechtigkeit geht. Tareq Sydiq ist Protestforscher und beschäftigt sich in seinem bei Hanser erschienen Buch „Die neue Protestkultur“ mit der Frage, wie sich Protest verändert hat. Was ist neu an den Protesten der Gegenwart? Gestaltung: Sophie Menasse2. Protestarchitektur als VerzögerungstaktikViele Protestarchitekturen entstehen nicht zu ebener Erde, sondern siedeln sich in der Höhe, etwa in Baumkronen an. Das hat einen praktischen Grund, sagt der Kustode Sebastian Hackenschmidt, der eine Ausstellung zum Thema kuratiert hat: „Wenn sich ein Widerstandsort in mehr als 2,50 Meter Höhe befindet, dann darf die Polizei nicht einfach stürmen, sondern muss Spezialkräfte anfordern – so wird die Räumung eines illegalen Camps aufwendig und langwierig.“ Für solche baulichen Interventionen hat sich der Begriff „Verzögerungsarchitektur“ etabliert. Gestaltung: Thomas Mießgang3. Protestlied Marvin Gaye – Mercy Mercy Me (The Ecology) (USA, 1971)1971 gingen in den USA chaotische Jahre zu Ende. Motown-Star Marvin Gaye griff im Song „Mercy Mercy Me (The Ecology)“ den Raubbau an der Umwelt auf. Kurz zuvor hatte ein Bohrinsel-Unglück vor der Küste Kaliforniens einen riesigen Ölteppich verursacht, der frisch gewählte Präsident Richard Nixon hatte in einer Grundsatzrede den Umweltschutz weit oben auf seine Agenda gesetzt und erstmals fand ein Earth Day – ein Aktionstag für die Umwelt – statt.Gestaltung: Stefan Niederwieser4. Künstlerischer Widerstand im digitalen ZeitalterDie Ars Electronica hat früh gezeigt, dass digitale Kunst mehr sein kann, als Technikspielerei – sie wird zur Intervention. Der Berliner Künstler Simon Weckert greift schonmal gerne in die digitale Infrastruktur ein. Mit einem Handwagen und 99 Smartphones brachte er Google Maps dazu, Staus anzuzeigen, wo keine waren. Die scheinbar objektive Kartografie des Alltags erweist sich als manipulierbar. Gestaltung: Sarah Kriesche5. Widerständige Wörter – Kathrin Röggla: „Nichts sagen. Nichts hören. Nichts sehen“ Die Schriftstellerin Kathrin Röggla beschäftigt sich seit Jahren mit politischen Themen. Aber nicht nur das Was ist ihr wichtig, sondern auch das Wie: wie wird etwas gesagt, welche Wörter und Sätze werden ausgehöhlt, umgedeutet, diffamiert? Sie schreibt gegen Ignoranz und Manierismen an – um nicht zuletzt zu erkennen: es sind nicht nur widerständige Wörter notwendig, sondern auch offene Ohren, um diese zu hören.Ein Studiogespräch mit Ute Maurnböck

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