Du holde Kunst Stimmen-Galerie: Rolf Boysen

So, 20.07.  |  8:15-9:00  |  Ö1
„Des Menschen Seele gleicht dem Wasser“. Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe. Es spricht Rolf Boysen.

„Der Text ist die Brücke vom Schauspieler zu der Figur. Diese Brücke über den Text zu wandeln hin zur Figur, das ist für mich das Allerwichtigste“, schrieb Rolf Boysen in seinem 1997 veröffentlichten Essayband „Nachdenken über Theater“. Die sprachliche Präzision, die ein solcher Zugang verlangt, zeigt sich auch in Boysens zahlreichen Rundfunk- und Hörbuchaufnahmen. So hört man auch in seinen Interpretationen von Goethes Gedichten in erster Linie in kühlem Ton ausgeführte Gedankenarbeit, die weniger darauf angelegt ist, zu bewegen, als verstanden zu werden.Nach seinem ersten Engagement in Dortmund 1948 und weiteren Theatern in Norddeutschland kam Rolf Boysen, Jahrgang 1920, 1957 an die Münchner Kammerspiele und damit in Kontakt mit dem Regisseur Fritz Kortner, der ihn wesentlich prägen sollte. Er spielt u.a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und unter Regisseuren wie Erwin Piscator oder Thomas Langhoff. Dem Ensemble der Münchner Kammerspiele gehörte Boysen viele Jahre an, übernahm bis ins hohe Alter Hauptrollen in antiken und deutschen Klassikern sowie die ganz großen Shakespeare-Rollen, den „König Lear“ etwa spielte er jahrelang unter der Regie von Dieter Dorn. Einem breiten Publikum wurde Boysen durch einen legendären Mehrteiler der westdeutschen Fernsehgeschichte bekannt: 1978 spielte er den „Wallenstein“ in der Verfilmung des Bestsellers von Golo Mann durch Regisseur Franz Peter Wirth. Auch in der Oper gab er ein Gastspiel, 1999 sprach er den Moses in Arnold Schönbergs „Moses und Aron" in Berlin."Man muss verhindern, dass man Menschendarsteller wird; man muss Figurenzeiger sein. Man muss versuchen, durch gedankliche Arbeit, die Figur zu erkennen. Und das, was man erkannt hat, muss man zeigen“ (aus „Nachdenken über Theater“). Rolf Boysen starb 2014 in München.Zwischen Goethes Gedichten ist Musik von Carl Maria von Weber, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Louis Spohr und Johann Peter Salomon zu hören.

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