Science Arena These trifft auf Erfahrung
Mo, 11.08. | 16:05-17:00 | Ö1
Hitze am Arbeitsplatz: Wie verändert die Klimaerwärmung unsere Arbeitsbedingungen und Produktivität?Ein aktuelles Forschungsprojekt des Instituts für Höhere Studien beschäftigt sich mit der Auswirkung von Hitze auf die Arbeitsproduktivität. Auf Basis dieser Studie diskutiert Elisabeth Scharang mit ihren Gästen in der Gesprächsreihe „These trifft auf Erfahrung“ auf welche Weise die Klimaveränderungen unsere Arbeitspraxis und Arbeitsplätze verändert.Ab 2026 sollen Menschen, die im Freien arbeiten besser vor Hitze geschützt werden. Das betrifft rund 400.000 Menschen in Österreich. Eine entsprechende Verordnung ging vor der Sommerpause des Nationalrats in Begutachtung. Darin ist vorgesehen, dass Arbeitgeber:Innen ab einer Temperatur von 30 Grad Schutzmaßnahmen ergreifen sollen.Die Opposition kritisiert, dass dies in besonders betroffenen Branchen ohnehin schon Praxis sei und der Arbeitskammer gehen die vorgeschlagenen Maßnahmen der Regierung nicht weit genug. Thomas Czypionka , Gesundheitsökonom am Institut für Höhere Studien, beschäftigt sich im Zuge des EU-Forschungsprojekts SUNRISE mit den volkswirtschaftlichen Effekten, die die Hitzewellen, die wir künftig in noch höherem Ausmaß erleben werden, verursachen. „Im ländlichen Räum macht der Anteil der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft ungefähr ein Zehntel der Arbeitsplätze aus“, erklärt Thomas Czypionka die regionalen Unterschiede in Österreich, wenn es die Auswirkungen der Hitze auf die Arbeitsproduktivität geht. „Insgesamt ist der Anteil der von Hitze betroffenen Industriesektoren im ländlichen Raum also beinahe dreimal so hoch wie in den urbanen Zentren und betrifft ca. ein Viertel der Arbeitsplätze bezogen auf den Arbeitsort.“ Besonders betroffen sei Niederösterreich und der Süden der Steiermark durch die höheren Temperaturen und den hohen Anteil an körperlich anstrengenden Arbeitsplätzen in exponierten Wirtschaftssektoren, so der Gesundheitsökonom. „Das bedeutet einen durchschnittlichen Rückgang der Arbeitsproduktivität von jährlich 3 bis 5 Prozent im Sommerquartal."Gesundheit am Arbeitsplatz – eine Generationenfrage?Gabriel Kroisleitner beschäftigt sich in seiner täglichen Arbeitspraxis mit der Gesundheit und der Gesundheitsvorsorge von Mitarbeiter:Innen. Als Abteilungsleiter für Arbeitsfähigkeit und Gesundheit bei der ÖBB, den Österreichischen Bundesbahnen, sind Schutzmaßnahmen gegen Hitze schon länger ein wichtiges Thema für ihn. "Bei der ÖBB arbeiten rund 47.000 Menschen, und zwar im ganzen Land und unter sehr unterschiedlichen Bedingungen“, sagt Kroisleitner. „Man muss nicht im Baubereich oder im Verschub arbeiten, um die Belastungen der Hitze zu spüren. Auch wenn Mitarbeiter:Innen tagsüber in Büros sitzen, die klimatisiert sind, so wohnen viele in Wohnungen, die sich während einer Hitzewelle so aufheizen, dass ein erholsamer Schlaf nicht mehr möglich ist. Nicht ausgeruhte Mitarbeiter:Innen, die durch die Hitze ermattet müde zur Arbeit kommen, sind nicht nur weniger produktiv, sondern es geht auch um Sicherheitsaspekte. Wir haben viele Arbeitsplätze, bei denen eine gute Konzentration überlebenswichtig ist.“ Gabriel Kroisleitner erzählt über die Praxis, wenn es um die Sensibilisierung von Führungskräften und Mitarbieter:Innen in Bezug auf Gesundheit und Selbstfürsorge geht. Denn auch wenn man als Betrieb Maßnahmen setzt, um Arbeitsbedingungen bei großer Hitze zu verbessern, so sei man letztlich immer auch auf die Eigenverantwortung der Menschen angewiesen. Im Bereich Gesundheit am Arbeitsplatz habe es einen Paradigmenwechsel gegeben, erzählt Kroisleitner. Und dies habe auch mit einem Generationenwechsel zu tun.Welchen Einfluss wird der Klimawandel auf lange praktizierte Arbeits- und Alltagspraktiken haben? Wird es künftig auch in Mitteleuropa eine Siesta geben, um die heiße Mittagszeit zu überbrücken? Welche konkreten Schutzmaßnahmen vor Hitze werden bereits getroffen und welche Tipps können die beiden Experten dazu geben? Und wie gesundheitsschädlich sind traditionelle Männlichkeitsbilder, wenn es um Selbstfürsorge am Arbeitsplatz geht – vor allem in Branchen, in denen traditionell vor allem Männer arbeiten?Zu den Gästen:Thomas Czypionka , Gesundheitsökonom am Institut für Höhere Studien Gabriel Kroisleitner, Abteilungsleiter für Arbeitsfähigkeit und Gesundheit bei den Österreichischen Bundesbahnen.
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