Punkt eins Batterien: Brandgefährliche Schätze

Mo, 29.12.  |  13:00-13:55  |  Ö1
Recycling im Zeitalter der Energiewende. Gast: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Roland Pomberger, Lehrstuhlleiter Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft, Montanuniversität Leoben. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Wenn Batterien und Akkus am Ende ihres Produktlebens in den Recycling-Kreislauf kommen, kann wertvolles Aluminium, Kobalt, Lithium, Nickel oder Mangan aus ihnen zurückgewonnen werden. Wenn sie allerdings einfach im Restmüll landen, werden sie zur Gefahr. Eine unsachgemäß entsorgte Batterie oder ein Akku war „mit sehr großer Wahrscheinlichkeit“ die Ursache des verheerenden Großbrandes in einem Recyclingunternehmen in Osttirol im vergangenen Sommer. Das Feuer konnte von hunderten Einsatzkräften erst nach drei Tagen unter Kontrolle gebracht werden; die Rauchentwicklung hat zeitweise das ganze Lienzer Becken in Mitleidenschaft gezogen.Fachleute gehen davon aus, dass das Problem noch viel größer wird. Immer mehr Batterien und Elektrogeräte kommen auf den Markt, vom E-Auto bis zur E-Zigarette. Die Sammelquote liegt in Österreich mit rund 50 % derzeit über der EU-Vorgabe; aber laut Zahlen der Montanuniversität Leoben enden immer noch jedes Jahr rund drei Millionen Lithiumbatterien im Restmüll. Jede davon kann sich schon bei relativ leichter mechanischer Einwirkung entzünden. Entsprechend haben sich die Brände bei Recyclingbetrieben in den letzten zwölf Jahren mehr als verfünffacht. Die privaten Abfallentsorgungsunternehmen verzeichnen laut ihrem Dachverband mittlerweile „bis zu sechs Brandereignisse pro Tag“ entlang der Wertschöpfungskette, also in Sammelfahrzeugen, Lagern oder Sortieranlagen. Jede einzelne falsch entsorgte Batterie ist „eine potenzielle Lebensgefahr für Betriebspersonal, Einsatzkräfte und Anrainer", so ein Sprecher der Berufsfeuerwehren.In mehreren Bundesländern, Parteien und Interessensvertretungen wurde dieses Jahr der Ruf nach einer konsequenten Lösung laut – nun setzt sich auch Österreichs Umweltminister auf EU-Ebene für ein verpflichtendes Batteriepfand-System ein. Unterstützung erhielt er im Rat der Umwelt:ministerinnen von Deutschland und Litauen. In einem ersten Schritt soll in Österreich eine Ausweitung der Rücknahmeverpflichtung im Handel kommen, und es wäre wohl auch eine strengere Kennzeichnungspflicht notwendig, denn wo heute schon überall Batterien enthalten sind, ist oft gar nicht so leicht zu erkennen."Den Lithium-Kreislauf schließen“, die Verwertung von Elektrogeräten innerhalb Europas ausbauen, das sind interessante Ziele nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. „Future Waste“ wird zum Thema für Wissenschaft, Unternehmen und Politik. Der Begriff stammt von Roland Pomberger – als Professor für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft an der Montanuniversität Leoben steht er an vorderster Front dieses Innovationsfeldes. Ein neues Recycling-Verfahren für E-Auto-Batterien, Sensoren zur effizienten Sortierung von Abfall, die Optimierung von „Stoffströmen“, um dem Ziel einer Kreislaufwirtschaft näher zu kommen – Recycling ist heute High-Tech und Wissenschaft. Für seine Leistungen auf diesem Gebiet wurde Roland Pomberger von der Tageszeitung „Die Presse“ soeben zum „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie Forschung gewählt.Mit Xaver Forthuber und unseren Hörer:innen spricht Roland Pomberger über den „Stoffwechsel der Gesellschaft“, die Wege des Abfalls und insbesondere der Energiespeicher, von denen uns immer mehr umgeben und die alle, wirklich alle, früher oder später Müll werden. Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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